Evolutionäre Anthropologie – warum die Vergangenheit die Gegenwart erklärt IV.
Über den Inhalt:
Während unsere tierlichen Ahnen – etwa den Großen Menschenaffen vergleichbar – unter günstigen Umständen 40-50 Jahre alt werden konnten, hat uns die biologische Evolution mit rund noch einmal so viel Lebensjahren versorgt. Die Hintergründe für diesen evolutionären Wandel geben allerdings Rätsel auf, denn Frauen sind im Alter obligat steril und können deshalb ihre „Gene für Langlebigkeit“ nicht direkt weitergeben. Im Vortrag werden Modelle besprochen, die das „Paradox der zweiten Lebenshälfte“ erklären helfen sollen. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob es möglicherweise die durch familiäre Hilfe und Unterstützung gewonnenen Vorteile für die Fortpflanzung der erwachsenen Kinder waren, die evolutionär zur Lebensverlängerung beitrugen. Verdanken wir die Zunahme unserer Lebensspanne also jenen Frauen der Urgeschichte, die unter in Kaufnahme eigener Sterilität als sogenannte „Helferinnen-am-Nest“ ihre Lebensenergie in den Lebens- und Fortpflanzungserfolg ihrer Verwandten investierten? Und welche Rolle spielen ältere Männer in diesen evolutionären Szenarien? Daten aus Verhaltensforschung und Anthropologie liefern hierzu einige interessante Einsichten – aber auch unerwartete Überraschungen.
Über den Referenten
Eckart Voland wurde 1949 in Münden in Hann. Münden (Niedersachsen) geboren. Er absolvierte ein Studium der Biologie und Sozialwissenschaften an der Universität Göttingen. 1978 promovierte er mit einer Arbeit zum Sozialverhalten von Primaten. 1992 habilitierte er an der Uni Göttingen für Anthropologie mit Arbeiten über „Historische Demografie und Soziobiologie“. Seit 1995 ist er Professor für Philosophie der Biowissenschaften am Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft der JLU.
Seine Forschungsarbeiten bewegen sich vorrangig auf den Gebieten der Evolutionären Anthropologie (Soziobiologie, Verhaltensökologie), Biophilosophie (Evolutionäre Ethik, Evolutionäre Ästhetik, Evolutionäre Religionswissenschaft) und historischen Demografie. Er ist Autor zahlreicher Bücher und im Beirat mehrerer internationaler Fachzeitschriften.