Die Wissenschaft vom Lachen
Seit fast 20 Jahren untersucht der international anerkannte Neurobiologe Robert Provine das Lachen aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht und beschreibt dessen emotionales und soziales Potenzial. Neurowissenschaftlich ist bewiesen, dass Lachen das archaische „emotionale Gehirn“ im Nervensystem aktiviert. Außerdem sind mehrere Nervennetzwerke der Großhirnrinde beteiligt. Ethologische Beobachtungen bei Affen und Säuglingen ermöglichen es, die offenbar von den Genen abhängigen Aufbau- und Entwicklungsmechanismen des Lachens genauestens zu untersuchen. Jan van Hoof, der Pionier der Beobachtung des Lachens bei Schimpansen, und Marina Davila Ross, Verfasserin einer vergleichenden Studie des Lachens bei Großaffen, berichten von ihren Forschungen. Doktor Ross, die sich der Kitzelmethode bedient, musste Dutzende von Primaten kitzeln, um schlüssige Ergebnisse zu erzielen. Der Forscherin zufolge haben die Menschen vor über zehn Millionen Jahren peu-à-peu mit dem Lachen begonnen. Es hat also seine Wurzeln in den Uranfängen der menschlichen Spezies. Ein weiterer Verfechter der Kitzelmethode ist der US-amerikanische Forscher Jaak Panksepp, der allerdings Ratten kitzelt. Zuerst erntete seine Behauptung, Tiere hätten Gefühle, nur Spott. Jetzt ist er als einer der wenigen Spezialisten für Tieremotionen bekannt. Professor Panksepp versucht, die neuronalen Mechanismen zu verstehen, die bewirken, dass manche Ratten optimistischer sind als andere. Von diesen Ergebnissen erhofft er sich geeignetere Therapien für die Behandlung psychischer Störungen. Die von einigen Forschern eingeführte, zunächst verachtete Gelotologie – also die Wissenschaft vom Lachen und seinen Auswirkungen – hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem ernstzunehmenden Wissenschaftszweig entwickelt. All diese unterschiedlichen Forschungsansätze werfen ein neues Licht auf die vom Menschen durchlaufenen Wege zum Lachen, aber auch zu Sprache, Weinen und Gähnen. Damit eröffnen sich neue Perspektiven für Überlegungen und Forschungen zu Ursprung und Evolution des Menschen. (ARTE)
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